Lübecker Nachrichten vom 12.01.2019 von Peter Intelmann
Foto: John Grant
Genesis-Tributeband mit alten und neuen Songs im Kolosseum.
Ausverkauft, sogar im Gang wurden Stühle aufgestellt. Dabei waren am Freitag, 11. Januar, nicht Genesis im Kolosseum, sondern Geneses, eine deutsche Tributeband, die sich der alten Songs angenommen hat. Denn Genesis ist Geschichte, für viele sogar schon seit 1975, als Peter Gabriel die Band verließ, das Projekt mehr und mehr in die weichen Pop-Winde geriet und all die Ecken und Kanten abhanden kamen, die die Musik vorher so besonders gemacht hatten.
Im Kolosseum spielten die fünf Männer um den Sänger und Schlagzeuger Alex van den Berg aus Braunschweig Songs der frühen und der späteren Phase, vor allem von „The Lamb Lies Down On Broadway“ und „We Can’t Dance“. Am weitesten wagten sie sich mit „Selling England By The Pound“ von 1973 zurück, einer Zeit, als Bands wie Yes und King Crimson versponnene Rocksinfonien komponierten und Hip-Hop noch irgendwas aus dem Sportunterricht war. Im schon älteren Publikum wurde beides gleichermaßen freudig begrüßt.
Dabei ging es nicht um historische Aufführungspraxis, dafür klang van den Berg zu wenig nach Gabriel und Phil Collins. Aber sie kamen dem Original oft sehr nahe. Und dann zeigte sich, welch komplexe Musik die jungen Männer aus England da gerade in den Siebzigerjahren geschrieben hatten. Und es wurde deutlich, worauf der Keyboarder Tony Banks schon immer beharrt hatte: dass Genesis eine Rockband waren. Vor allem der Gitarrist Kai Hildebrand ließ daran wenig Zweifel, und nicht nur er.
Auch das doppelte Schlagzeug kam zum Einsatz, eine Entwicklung aus der Zeit nach Gabriel, als Collins den Gesang übernahm und die Band einen zweiten Drummer auf die Bühne bat. In diesem Fall maßen sich van den Berg und der großartige Kim Schwarz. Warum man aber immer mitsingen soll im Konzert, bleibt ein Rätsel. Traut man da nicht der eigenen Musik? Zumal bei einem Song wie „Carpet Crawlers“? Dann wäre man wahrscheinlich in der falschen Band.