Siegener Zeitung vom 18.04.2019 von „ba“

Siegen. Die Tribute-Band Geneses rockte den Leonhard-Gläser-Saal der Siegerlandhalle mit ihrer Show „We Can’t Dance On Broadway“.

Zwei Welten begegneten sich am Dienstagabend im Leonhard-Gläser-Saal der Siegerlandhalle. Die Welt des kreativen Erzählers Peter Gabriel und die des kommerziell erfolgreichen Schlagzeugers und Sängers Phil Collins. Zwei Männer, die mit Genesis eine der größten Progressive-Rockbands der Welt geprägt haben, die jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Mit dem 1974 erschienenen Album „The Lamb Lies Down On Broadway“ schuf Genesis ein Konzeptalbum, das, geprägt von Gabriels lyrischen Texten und Vorstellungen, den Zuhörer in surreale Welten nach New York City führt. Dort durchlebt der Protagonist Rael, ein puertoricanischer Junge, eigentümliche, traumhaft anmutende Situationen und Abenteuer. Im Gegensatz zu diesem letzten Album gemeinsam mit Peter Gabriel, ist „We Can’t Dance“, das finale Werk von Genesis mit Phil Collins aus dem Jahr 1991, deutlich kommerzieller ausgerichtet.

Das Publikum schwelgte in Erinnerungen

Diese beiden Alben einem Abend zu fusionieren, ist zumindest mutig, wenn nicht gar verrückt. Der richtige Ansporn also für Geneses, die „Europas größte Genesis-Tribute-Show“ mit dem vielsagenden Titel „We Can’t Dance On Broadway“ dem erwartungsvollen Siegener Publikum präsentierten. Mit dem Opener „The Lamb Lies Down On Broadway“ und „No Son Of Mine“ stimmten Schlagzeuger, Sänger und Frontmann Alex van den Berg, Bert Böttcher (Keyboards), Kai Hildebrand (Gitarre), Viktor Sirjanow (Bass, Gitarre) sowie Kim Schwarz (Schlagzeug) das durchweg gesetztere Publikum auf einen erinnerungsschwangeren Abend zu Genesis-Klängen ein. So schallte bald ein „Ohoho“ durch die Reihen, und beim „neuen“ Genesis-Song von 1991 „Driving The Last Spike“ wurde bereits rhythmisch geklatscht.

Ein „junges Publikum“ tanzte auf dem Vulkan

„Eigentlich schwitze ich ja nicht, aber der Sommer ist heute durchgekommen“, gestand Alex van den Berg, der zu diesem Zeitpunkt bereits zum Handtuch greifen musste, seinen Schalk aber noch voll entfalten konnte. „Ein junges Publikum, das finden wir sehr schön“, log er charmant, bevor allen beim „Dance On A Volcano“ noch heißer wurde. Der perfekte Zeitpunkt, um mit „That’s All“ einen Hit-Klassiker vom Album „Genesis“ von 1983 einzubauen. Denn Geneses wollte trotz des Konzertkonzepts nicht auf beliebte Welt-Hits verzichten. So eingestimmt, setzte sich Alex van den Berg an eines der beiden Schlagzeuge, die bei Genesis-Fans bereits zu Beginn Erwartungen geweckt hatten, um „Follow You, Follow Me“ in Phil-Collins-Manier zu präsentieren. Wer sich sanft vom Hitmodus hatte einlullen lassen, wurde anschließend unsanft in die Traumwelt von Rael geworfen, der sich in der„Chamber Of 32 Doors“, einem Raum mit 32 Türen, wiederfand, aus dem er nicht entkommen konnte. Dass er später auf „Lilywhite Lilith“ treffen würde, die ihm eventuell helfen könnte, wusste er da noch nicht. Noch pflegte Genesis das Albtraumhafte, wenn Alex van den Berg bei „Mama“ grimassenhaft lachte, perfekt in Szene gesetzt von einer spektakulären Lightshow.

Fans von Collins und Gabriel gleichermaßen begeistert

Bei bekannten Hits wie „Land Of Confusion“, „Jesus He Knows Me“ oder auch „I Can’t Dance“, bei dem Alex van den Berg sonnenbebrillt über die Bühne zuckte, kamen vor allem die Fans der Phil-Collins-Ära voll auf ihre Kosten. Bei „The Carpet Crawlers“ hingegen konnten sich Anhänger der Gabriel-Ära gesanglich profilieren, denn Alex van den Berg animierte das Publikum mit einem provokanten „Kriegen wir das hin?“ dazu, den Refrain gemeinsam zu singen und in stimmliche Höhen abzuheben. Pures Genesis-Feeling, das im abschließenden „Drum Duet“ von Alex van den Berg und Kim Schwarz gipfelte, bevor bei „Los Endos“ ein letztes Mal die Gitarrensaiten glühten, der Bass wummerte und die Tasten des Keyboards strapaziert wurden. Dem Publikum gefiel die Show offensichtlich, denn es belohnte die Musiker nach mehr als zwei Stunden mit lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations.