Braunschweiger Zeitung vom 31.03.2017

Von Andreas Eberhard

BRAUNSCHWEIG Alex van den Berg und Kim Schwarz lieben Genesis – und covern sie im großen Stil. Am 1. April spielen sie im Lokpark Braunschweig.

Er konnte nicht anders: Halb stolz, halb verschämt berichtet Alex van den Berg, wie er 1992 als Vierzehnjähriger ein frisch geklebtes Genesis-Plakat von einer Litfaßsäule stibitzte. „Da es noch feucht war vom Kleister des Plakatierers, brauchte ich nicht mal Kleber, um es in meinem Zimmers zu befestigen.“ Kim Schwarz, damals sein Schulkamerad, seufzt noch heute schwelgerisch: „Wie neidisch ich auf dich war!“

Schwarz und van den Berg sind die treibenden Kräfte der Braunschweiger Band Geneses. Ihr Repertoire besteht ausschließlich aus Songs der britischen Rockband Genesis. Schwarz spielt Schlagzeug, van den Berg singt. Wie Vorbild Phil Collins wechselt aber auch er zeitweilig an die Trommeln. „Das Drum-Duett ist der Höhepunkt unserer Shows: von der erforderlichen Konzentration, aber auch vom Genuss her“, sind sie sich einig.

In der Strohpinte, wo die Band 2014 gegründet wurde, treffe ich die beiden mit Manager Fabian Piekert zum Gespräch. Seit November 2016 sind sie praktisch jedes Wochenende auf Norddeutschlandtour. In Zukunft wollen sie noch höher hinaus. Ihre Website verspricht „Europas größte Genesis Tribute Show“.
Alex van den Berg bringt das Profil auf den Punkt: „Wir spielen die Hits, aber ohne auf die alten, vermeintlich sperrigeren Songs zu verzichten, die uns besonders am Herzen liegen.“ Bei allem Ehrgeiz mangelt es der Band nicht an Respekt vor dem Original. „Die Freiheiten, die wir uns bei der Interpretation der Songs erlauben“, so Schwarz, „bleiben immer im Rahmen der Genesis-Spielregeln. Wir fragen uns: Wie würden die das machen?“

Demut steckt auch im Bandnamen. „Geneses ist der Plural von Genesis, heißt also DIE Schöpfungen“, erklärt Schwarz, im Berufsalltag Deutschlehrer an der Raabeschule: „Es ist unglaublich, wie viele Genesis-Tributebands es gibt. Aus einer Schöpfung sind viele geworden. Die Inspiration wird weitergegeben. Mit unserem Namen sagen wir: Danke, Genesis! Ihr habt uns geschaffen.“

Wie geht man mit einem so breitgefächerten Werk wie dem von Genesis um? Ihre opulenten, oft zehnminütigen Progessive-Rocksongs der 70er Jahre haben zunächst wenig gemein mit den radiotauglichen Superhits aus den 90ern. Alex van den Berg meint, die Mischung macht’s: „Nach unseren Openern „Land of Confusion“ und „No Son of Mine“ ist das Publikum offen, sich auch auf schwierigere Titel wie „Home by the Sea“, immerhin zwölf Minuten lang, einzulassen. Die Leute sind regelrecht geflasht davon, auch solche, von denen man das vorher nicht gedacht hätte.“

Aber wie wurden Schwarz und van den Berg, beide Jahrgang 1978, zu derart hartgesottenen Fans einer Band, deren Mitglieder eher zur Generation ihrer Eltern gehören? Van den Berg wurde durch seinen großen Bruder infiziert: „Als er mir, da muss ich etwa zehn gewesen sein, zum ersten Mal das 1983er Album vorspielte, bin ich sofort auf Phil Collins‘ ausdrucksstarken Gesang abgefahren. Ich dachte, der Typ muss tierisch gut aussehen“, lacht er.
Anders war es bei Schwarz: „Früher habe ich Genesis gehasst: „One More Night“ und so, dachte ich. Bis mir Alex sagte: Das ist Phil Collins, aber nicht Genesis. Als ich mir dann das Abschlusskonzert der „We Can’t Dance“-Tournee ansah, hatte es mich auch gepackt.“ Fortan befeuerten sich die beiden gegenseitig und begannen parallel, Schlagzeug zu lernen. Berg arbeitet heute auch als Schlagzeuglehrer.

Morgen spielen Geneses ihre Show im Lokpark, Schwartzkopffstraße 3. 20 Uhr, Eintritt 30 Euro (erm. 20).