Genesis mit Braunschweiger Note
Braunschweiger Zeitung vom 24.04.2016
Von Christoph Koopmann
Braunschweig Die Cover-Band Geneses überzeugt bei ihrem Heimspiel im Lokpark gut 400 Fans.
Mit Sonnenbrillen und eckigen Roboter- Bewegungen tapsen die fünf Musiker von Geneses über die Bühne – wie ihre Vorbilder, die weltbekannte Band Genesis um Phil Collins im Musikvideo zu „I Can’t Cance“. Die Stimmung im Braunschweiger Lokpark am Freitagabend ist gut, als die altbekannte Melodie ertönt. Köpfe nicken auf und ab, jung gebliebene Mittfünfziger wippen im Takt, dazu robo-dancen Geneses.
Ja, tanzen können – oder wollen – weder die Braunschweiger Cover-Gruppe noch das Original. Doch zu Beginn des Konzertes trennt die beiden mehr als nur der letzte Vokal des Namens.Während der ersten Songs wirkt es, als ob Sänger Alex van den Berg Collins haargenau imitieren wolle, was er allerdings nur begrenzt schafft. Die langgezogenen, kehligen Töne, die Collins’ Gesang so unverwechselbar machen, wollen ihm nicht recht gelingen. Obwohl das Konzert für die Braunschweiger Band ein Heimspiel ist, lassen sich die mehr als 400 Gäste in der Lokhalle zunächst nur schwer mitreißen. Waren die meisten Zuhörer in der goldenen Zeit von Genesis in den Achtzigern selbst noch von jugendlicher Begeisterung gepackt, sind sie heute anspruchsvoller. Mancher hat die Bierflasche von damals gegen ein Glas Wein getauscht und lauscht kritisch.
Zwischendurch gibt es einen ebenso überraschenden wie emotionalen Moment: Ein Zuschauer macht seiner Freundin auf der Bühne vor der eindrucksvollen Industriekulisse einen Heiratsantrag. Ja, sie will. Womöglich ist das die Initialzündung, denn das Publikum taut plötzlich auf. Als die Band dann „Land of Confusion“ anstimmt, sind alle Startschwierigkeiten überwunden, vor allem bei Sänger van den Berg.
Plötzlich scheint es phasenweise so, als würde Phil Collins selbst auf der Bühne stehen und seine alten Hits zum Besten geben, etwa bei den Songs „Mama“ und „Jesus He Knows Me“. Und wenn doch mal eine Passage erreicht ist, in der es stimmlich nicht für Collins-Töne reicht, dann interpretiert van den Berg sie eben auf seine Weise – rockig, gefühlvoll und leidenschaftlich. Der Welthit „Invisible Touch“ bekommt so eine ganz eigene Note, die keineswegs schadet, obwohl sie recht weit entfernt vom Original ist.
Nicht nur gesanglich sind Geneses nun heißgelaufen: Kai Hildebrand schickt bei „Los Endos“ ein mitreißendes Gitarren-Solo durch die alte Industriehalle, auch Bassist Carsten Monka, Jochen Pietsch an den Keyboards und Schlagzeuger Kim Schwarz sorgen für tanzbaren Rock-Sound. Alex van den Berg singt zudem nicht nur, er gibt auch den zweiten Schlagzeuger – wie einst Phil Collins bei Genesis.
Die Cover-Band wird ihrem Anspruch gerecht, eine möglichst authentische Genesis- Show abzuliefern. Dabei biedern die Musiker sich nicht zu sehr an das Original an, sondern wagen eigene Interpretationen. So entwickelt sich schließlich ein richtig stimmungsvoller Konzert-Abend zwischen Gleisen und ausrangierten Waggons in der Lokhalle.