SHZ vom 28.11.2016

von Gernot Kühl

„Geneses“ auf den Spuren des Originals: das Publikum feiert den Auftritt der „Genesis“-Tribute-Band in der Eckernförder Stadthalle.

ECKERNFÖRDE | Schwere Lautsprechertürme, zwei kolossale Schlagzeug-Altare, Bühnennebel, eine Lichtorgie – „Mama“-Time in der Stadthalle. Der Drum-Computer arbeitet, das Keyboard von Jochen Pietsch sorgt für psychedelische Atmosphäre, Kai Hildebrand, Carsten Monka-Ewe und Kim Schwarz arbeiten an der Gitarre, am Bass und an einem der beide Schlagzeuge, genau die richtige Plattform für den kräftigen Sänger Alex van den Berg, der gleich im ersten Stück richtig gefordert ist – und seine Aufgabe mit seinem diabolischen Gelächter („Hähä-hä“) bestens meistert.

Die gut 250 Zuschauer Freitagabend in der Stadthalle sind angefasst und sofort Teil der Tribute-Show für eine der erfolgreichsten Bands aller Zeiten – Genesis. 30 Jahre Rockgeschichte von „From Genesis to Revelation“ (1969) bis „Calling All Stations“ (1997), die Generationen bewegten und immer noch bewegen. „Geneses“ heißt die Band, die sehr nah am Original arbeitet und dabei mit hoher musikalischer Qualität ihre eigene Handschrift erkennen lässt. Die durchweg fachkundigen und textsicheren Genesis-Fans im Saal ließen keinen Zweifel daran, dass sie „Geneses“ als musikalisches Sprachrohr des legendären Originals uneingeschränkt akzeptierten. Sie feierten jeden Song von Land of Confusion bis We Can’t Dance, von A Trick of the Tail bis Invisible Touch, von No Son of Mine bis zum atemberaubenden Drum Duett. Umjubelt waren vor allem die alten, prägenden Stücken aus der Nursery Crime-, Selling England by the Pound- oder The Lamb Lies Down on Broadway-Epoche. Wunderbare Musik aus der Zeit des Progressive-Rock der 1970er Jahre mit langen instrumentalen Passagen, faszinierenden Soli und eindrucksvoller Lichtshow. „Geneses“ schaffte den Spagat von den rockigen Kult-Hits der 70er bis zu den softeren Ohrwürmern der jüngeren Vergangenheit. Die top-besetzte Band hat dem Eckernförder Publikum eindrucksvoll zu Gehör gebracht, welch bedeutendes Erbe Genesis der Welt hinterlassen hat und hat auf diese Weise beste Werbung in eigener Sache gemacht.

Der kräftezehrende Auftritt endete nach über zwei Stunden und zwei Zugaben mit stehenden Ovationen des Publikums. Sie entfachten in der theaterbestuhlten, eher förmlich-kühlen Stadthalle mit lebhaftem Zuspruch, Zwischenrufen und Getränken am Stuhl eine anständige Konzertatmosphäre. Auch das spricht für die Qualität der Braunschweiger Band und ihrer Technikcrew – Ton, Lautstärke und Licht waren perfekt abgestimmt – , die 2017 bisher zehn Konzerte zwischen Emden und Lübeck auf dem Tourplan hat. Gut möglich, dass da noch einige mehr dazukommen – der Besuch lohnt sich in jedem Fall.